Bei vielen Startups ist die Finanzierung ein entscheidender Knackpunkt. Gerade in der Aufbauphase mangelt es häufig am erforderlichen Kapital, das finanzielle Stabilität sichert, Durststrecken überwinden hilft und Wachstum ermöglicht. Trotzdem zeigen sich gerade innovative junge Unternehmen oft zurückhaltend, wenn es darum geht, öffentliche Fördermittel in Anspruch zu nehmen.

Förderprogramme – große Vielfalt

Zugegeben, die öffentliche Förderlandschaft ist unübersichtlich und komplex. Es gibt eine Vielzahl an öffentlichen Förderprogrammen für die unterschiedlichsten Zwecke – insgesamt mehrere Tausend. Auch bei der Beantragung sind die Wege keineswegs einheitlich und die Bedingungen unterscheiden sich von Programm zu Programm. Viele Gründer scheuen den bürokratischen Aufwand und verzichten unnötigerweise auf öffentliche Förderung. Dabei sind die Konditionen vieler Programme durchaus attraktiv. Es geht dabei keineswegs immer nur um Darlehen, es gibt auch öffentliche Förderung im Bereich des Eigenkapitals. Besonders attraktiv ist die Förderung über Zuschüsse, da es sich de facto um geschenktes Geld handelt, das nicht zurückgezahlt werden muss. Jeder Gründer sollte die bestehenden Möglichkeiten ernsthaft in Betracht ziehen.

Darlehen, Beteiligungen, Zuschüsse

Bei Darlehen führt der Weg zur Fördermitteln in aller Regel über die Hausbank. Die Bank prüft das Vorhaben und legt dabei die gleichen Kriterien an wie bei der eigenen Kreditvergabe. Bei positivem Ergebnis wird sie die Fördermittel beim zuständigen Förderinstitut beantragen und nach den öffentlichen Vorgaben weiterreichen. Man nennt dies das Hausbank-Verfahren. Gefördert werden überwiegend Sachinvestitionen, das heißt Anschaffungen von Maschinen, der Erwerb von Gebäuden, der Aufbau eines Fuhrparks usw.. Gerade bei innovativen und kreativen Startups stehen solche Investments häufig weniger im Fokus. Hier geht es eher um “weiche” und nicht bilanzwirksame Investitionen in Forschung und Entwicklung, Marketing, Messe-Auftritte und ähnliches. Das Förderspektrum ist hier zwar eingeschränkt, es gibt aber durchaus Möglichkeiten. Wichtig ist, entsprechende Ansatzpunkte im Unternehmen zu finden, für die eine Förderung in Betracht kommt.

Manche Förderdarlehen für Gründer besitzen sogar Eigenkapitalcharakter und können zur Aufstockung der Kapitalbasis genutzt werden. Ein wichtiges Programm in diesem Zusammenhang ist das ERP-Kapital für Gründung, das als nachrangiges Darlehen ausgestaltet ist. Häufig scheitern Kreditwünsche bei Startups an den fehlenden Sicherheiten. Auch hier gibt es Unterstützung. Manche Programme sehen eine zumindest teilweise Haftungsfreistellung der Hausbank vor, die dadurch beim Kreditrisiko entlastet wird. Eine andere Option sind Bürgschaften einer Bürgschaftsbank, die als Ersatzsicherheit dienen können.

Auch für echtes Beteiligungskapital ist öffentliche Förderung möglich. Im Rahmen des ERP-Startfonds bietet die KfW zum Beispiel Beteiligungen an jungen Technologieunternehmen an, wenn sich auch ein Lead-Investor entsprechend engagiert. Eine andere Maßnahme ist der High-Tech-Gründerfonds, eine Gemeinschaftsinitiative von Bundeswirtschaftsministerium, KfW und großen Unternehmen. Auf Länderebene existieren weitere Fördermaßnahmen zur Beteiligungsfinanzierung – auch im Bereich der Frühphasen-Finanzierung und bei Hochtechnologie-Startups.

Das Spektrum für Zuschüsse ist zwangsläufig begrenzt, da es sich um die teuerste Art der Förderung handelt. Wichtige Zuschussprogramme für Gründer sind EXIST – für Gründungen aus dem Hochschul- und Forschungsbereich -, Zuschüsse der Agentur für Arbeit – für Gründungen aus der Arbeitslosigkeit – und das KfW-Programm Gründercoaching – für Gründungsberatung.

Der Weg zu Fördermitteln

Eine Möglichkeit, sich einen Weg durch das Förderdickicht zu bahnen, ist die Recherche in Förderdatenbanken. Allgemein zugänglich ist zum Beispiel die Förderdatenbank des Bundeswirtschaftsministeriums, in der nach unterschiedlichen Kriterien selektiert werden kann. Oft kommen für ein Vorhaben mehrere Programme in Betracht. Dann geht es darum, die optimale Kombination zu finden. Dafür sollte Experten-Know How genutzt werden, da Tiefenwissen über die Programmbedingungen benötigt wird.

Darüber hinaus sind folgende Punkte zu beachten:

– Fördermittel können nur für noch nicht begonnene Vorhaben beansprucht werden. Daher gilt das Prinzip: der Antrag muss vor dem Projektstart erfolgen, sonst ist keine Förderung zulässig;

– Anders als bei “normalen” Bankdarlehen oder Beteiligungen sind bei Förderprogrammen keine Konditionen-Verhandlungen möglich. Es gelten die jeweiligen Programmbedingungen ohne Wenn und Aber. Dabei kann auch schon die Nichteinhaltung formaler Anforderungen zum Programmausschluss führen.

– Egal ob der Weg zu Fördermitteln über die Hausbank oder eine andere Institution führt, unerlässlich ist immer ein überzeugendes Konzept – sprich Business Plan – , mit dem die Erfolgsaussicht und die Tragfähigkeit eines Projektes nachgewiesen wird. Hierauf ist besondere Sorgfalt zu verwenden.

– jedes Projekt kann nur einmal – ggf. mit mehreren Programmen – gefördert werden. Es ist aber unter Umständen möglich, ein größeres Vorhaben in mehrere Teilprojekte aufzusplitten, die dann jeweils für sich förderfähig sind.

Wer diese Punkte beachtet und sich die Mühe der Beantragung macht, kann mit öffentlichen Fördermitteln seine finanzielle Position deutlich verbessern. Kein Startup sollte diese Möglichkeit verschenken.

Zur Person des Autors:

Manfred Gerkensmeyer ist Inhaber der Fördermittel Plus GmbH im nordrhein-westfälischen Bad Oeynhausen und verfügt über jahrzehntelange Beratungserfahrung bei öffentlichen Förderprogrammen. Sein Schwerpunkt liegt in der Erarbeitung von Finanzierungskonzepten für Gründer, Startups und mittelständischen Unternehmen unter Einbindung öffentlicher Fördermittel. Sein Beratungsangebot ist bundesweit ausgerichtet.