Abrufkredite gewinnen auf dem deutschen Kreditmarkt an Bedeutung. Der Kompromiss zwischen Sofortkredit und Dispo gilt als günstig, flexibel und transparent. Für größere Finanzierungsvorhaben sind die Darlehen jedoch ungeeignet. Kurzfristiger Finanzbedarf wird bei einigen Anbietern durch Gebühren stark verteuert. Genau hinsehen ist deshalb Pflicht.
Per Mausklick oder Anruf wird der gewünschte Betrag bestellt und zwei Tage später ist das Geld auf dem Konto. Abrufkredite überzeugen durch unkompliziertes Handling. Bei der Rückzahlung bieten sie ein Höchstmaß an Flexibilität: Abgesehen von einer moderaten monatlichen Mindestrate sind Kreditnehmer bei der Tilgung frei. Auf dem deutschen Markt sind Kreditrahmen von 2.500 bis 25.000 Euro üblich. Abrufbar sind aber auch Kleinstbeträge.
Der variable Zinssatz ist ein Risiko
Abrufkredite sind stets die bessere Alternative zum Dispokredit, wenn die Rückzahlung nicht binnen eines Monats geplant ist. Die Zinssätze sind variabel, weshalb die Kreditrahmen nicht für große Vorhaben mit hohen Beträgen und langfristigem Tilgungshorizont herangezogen werden sollten: Steigt der Zinssatz, verteuert sich die Finanzierung plötzlich deutlich.
Die Mindestrate kann dann überproportional ansteigen – in den USA hat dies viele Verbraucher in den Ruin getrieben. Für Renovierungen, Fahrzeuganschaffungen etc. eignen sich Ratenkredite mit Zinsfestschreibung deshalb besser.
Bislang gibt es für den deutschen Markt relativ wenige Erfahrungen mit der Zinspolitik der Banken bei Abrufkrediten. Seit die Produkte eine zumindest erwähnenswerte Bedeutung erlangt haben, war das Zinsniveau am Geldmarkt (der maßgeblichen Referenzgröße) stets niedrig. Zudem befindet sich der Markt für Abrufkredite noch in einem frühen Entwicklungsstadium. Das hält Banken mit Blick auf das anvisierte weitere Wachstum bei Zinserhöhungen zurück. Wie lange das so bleibt, ist ungewiss.
Die meisten Produkte auf dem deutschen Markt sind insgesamt als günstig einzustufen. Es gibt allerdings Ausnahmen. Einige Banken verlangen Bearbeitungsgebühren für jede Auszahlung – üblich sind 0,2 bis 0,5 Prozent des Auszahlungsbetrages. Solche Gebühren verteuern die Kredite drastisch, wenn sie nur kurzzeitig benötigt werden.
Immer mehr Abrufkredite werden zusammen mit Restschuldversicherungen verkauft. Die Prämie beträgt zwischen 0,8 und 1,0 Prozent des jeweils offenen Saldos monatlich. Die Kosten sind vertretbar, wenn der Kreditrahmen rasch wieder heruntergefahren wird. Ist das nicht der Fall, erhöht der Versicherungsschutz die Kosten deutlich.